Cover Image

Tagebuch der 8samkeit, Eintrag #7: Ein "Berg" von einem Mann

28. Juli 2018 - Lesezeit: 4 Minuten

Olberic Eisenberg. Den Namen dieses stolzen Ritters und ehemaligen Mitglieds der Königsgarde muss man erst einmal sacken lassen. Es wird auch, zumindest für das deutschsprachige Publikum, kaum besser, wenn man ihn gleich zu Beginn die unbeugsame Klinge von Hornburg schwingen sieht. Hornburg ist ein winzig kleiner Ort in Niedersachsen, mit gerade einmal 2449 Einwohnern (Wikipedia).

Geschenkt. Suspension of Disbelief ist schließlich das Wichtigste beim Konsum von Fiktion respektive Fantasy. Olberic lädt uns, wie Primrose vor ihm, in der Exposition seiner Geschichte in die Vergangenheit ein. Wir sehen den Ritter auf dem Schlachtfeld gegen eine ganze Reihe feindlicher Soldaten kämpfen, die sich aufgrund seiner beeindruckenden Schwertkünste schon bald geschlagen geben müssen. Olberic eilt daraufhin zu seinem König, um ihm Bericht zu erstatten und neue Befehle zu erhalten. Da geschieht es. Hilflos muss Olberic mit ansehen, wie sein Schildbruder Erhardt (ja, tatsächlich...) den König dahinschlachtet. Sein alter Weggefährte erklärt sich nicht einmal, nein, er brüstet sich mit der Tat und lässt Olberic nach einem kurzen Zweikampf an Ort und Stelle zurück. Diese Einführung ist so simpel, wie sie effektiv ist. Uns erwartet wohl ein tarantinoesquer Rachefeldzug.

Im Hier und Jetzt erfahren wir bald darauf, dass Olberic nach diesen Ereignissen seinen Titel als Ritter abgelegt und im Bergdorf Pflastersten unter falschem Namen ein neues Zuhause gefunden hat. Herr Berg wird er hier von allen genannt und er verbringt seine Tage mit der kämpferischen Ausbildung von Rekruten der Stadtwache. Ein kleiner Junge aus dem Dorf, sein Name ist Philip, wünscht sich ebenfalls sehr, von Olberic unterrichtet zu werden. Er will seine Mutter beschützen lernen, die den Jungen alleine großziehen musste.

Gerade als sich eine gewisse Idylle einstellen möchte, überschlagen sich die Ereignisse und nehmen eine, zugegeben sehr vorhersehbare, Wendung. Eine Gruppe von Räubern überfällt das Dorf und auch wenn der alte Olberic selbstverständlich keinerlei Probleme damit hat die Schergen zu besiegen, kann er die Entführung des kleinen Philip nicht verhindern. An diesem Punkt schließt sich der Veteran meiner Gruppe rund um Alfyn an und macht sich auf, den Kleinen zu befreien.

Nicht ohne eine gewisse Enttäuschung erkenne ich die deutlichen Parallelen zu den bisherigen Expositionen, als ich die nahegelegende Banditenhöhle betrete. Mit einer Laterne ausgerüstet erkundet meine Gruppe ein übersichtliches Dungeon und knackt eine Handvoll Truhen. Keine fünf Minuten dauert es, da steht mein frisch zusammengewürfeltes Quartett auch schon wieder vor dem Boss dieses Areals. Der Banditenanführer Gaston bittet zum Kampf.

Gaston bereitet mir nicht wirklich Probleme, die Auseinandersetzung zieht sich allerdings doch arg in die Länge, wie ich finde. Als er besiegt ist nimmt er aber nicht etwa wie Roses Zuhälter einen letzten Atemzug. Er scheint nur nicht mehr kämpfen zu wollen. Stattdessen stoßen bald einige Dorfbewohner zu uns. Was dann folgt, ich kann es ohne Sarkasmus sagen, ist einer der schlechtesten Dialoge, die mir seit Jahren in einem Spiel begegnet sind. Zusammenfassen lässt er sich in etwa so:

Olberic: „Gaston! Hör auf böse zu sein!“

Gaston: "Du hast Recht. Ich werde mein Leben überdenken. Ach, übrigens: Ich kenne jemanden, der weiß wo Erhardt ist. Er lebt da und da."

Olberic: "Was? Oh, ich werde mich sofort dort hinbegeben. Kommt mit, ihr Menschen, die ich kaum kenne. Zuerst lasst uns aber Philip nach Hause bringen."

Gastons Männer: "Leute, das ist übrigens nicht irgendein Herr Berg. Es ist der legendäre Olberic Eisenberg!"

Olberic: „Stimmt!“

Das Ganze ist so Banane, dass man nicht wirklich weiß, ob man lachen oder weinen soll. Mit dem finalen Auszug aus Pflastersten endet dann auch Olberics erstes Kapitel und die Gruppe kann sich ihr nächstes Mitglied suchen. Bevor ich das allerdings in Angriff nehmen möchte, erledige ich ein paar Quests mit Hilfe von Olberics Spezialfähigkeit, dem Duelieren. Mir sind da zwei Nebenaktivitäten in Sonnschatt im Gedächtnis geblieben.

Ein Tunichtgut belästigt eine unschuldige Reisende (das schreibe ich nicht einfach, so sind die Charaktere vom Spiel betitelt) und wird von mir mit Leichtigkeit bezwungen. Kein Problem. Danach stelle ich mich einem betrunkenen Türsteher, der seinem Chef Probleme macht und werde von ihm mit Leichtigkeit bezwungen.

Problem!

Mein Stolz ist gekränkt, aber für einen Eintrag ohnehin genug erzählt. Bis zum nächsten Mal =)