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Tagebuch der 8samkeit, Eintrag #4: Eine geschickte Finte

18. Juli 2018 - Lesezeit: 3 Minuten

Nachdem wir uns mit dem gestohlenen Empfehlungsschreiben Zugang zum Haupthaus des Rauvus-Anwesens verschafft haben, schleichen wir durch ein (leichtsinnigerweise) offen gelassenes Fenster in die Villa. Es gilt weiter unerkannt zu bleiben, wenn wir uns diesen legendären Schatz schnappen wollen, von dem die halbe Stadt gesprochen hat.

Einer der ersten Dinge die mir an Therion auffallen, ist sein erschreckend niedriger Level. Denn während sich Alfyn bereits respektabel auf Stufe 9 hochgekämpft hat, startet der Dieb auf Level 1. Mich seelisch bereits auf lästiges Grinden und viele Tode Therions einstellend, beginne ich skeptisch meine ersten Kämpfe im Inneren des Hauses. Glücklicherweise kämpft Therion dank der neu gekauften Ausrüstung und seiner natürlichen, ihn vor großem Schaden schützenden Geschwindigkeit von Anfang an gut mit. So klettert er nach einer Handvoll Kämpfen bereits auf Stufe 6 und muss sich auf keinen Fall hinter seinem Gefährten Alfyn verstecken.

Die Villa der Familie Ravus, das kann ich ohne Übertreibung so sagen, wird den Beschreibungen der Bevölkerung in allen Punkten gerecht. Die Behausung ist prunkvoll, mächtig und wunderschön, auch von innen. Das Spiel unterstützt die Atmosphäre mit schweren, pathetischen Pianoklängen und geschickt gesetzten Grafikelementen, wie beispielsweise die Lichteffekte der von Alfyn mitgeführten Laterne.

Im Zentrum des Haupthauses startet schließlich eine kleine Sequenz, in der Therion den Schatz der Ravus endlich zu Gesicht bekommt. Ernüchterung. Bei dem Schatz handelt es sich um einen Drachensteinsaphir. Zweifelsohne sehr wertvoll, allerdings nichts, worüber der erfahrene Dieb einen Brief nach Hause schreiben würde. Aus dem Schatten tritt kurz darauf eine Gestalt an Therion heran. Er stellt sich als Heathcote, Butler des Hauses Ravus vor und es entspinnt sich ein kurzer Dialog, in dessen Verlauf der Mann einige kryptische Andeutungen macht, die weit tiefer blicken lassen als es sein Berufsstand vermuten lässt. Therion hat bald genug von dem Gerede und möchte verschwinden. Daraufhin kommt es zum (Boss)kampf gegen den Alten.

Die Konfrontation erweist sich als etwas langwierig, allerdings nicht als besonders schwer. Das soll sie wohl aber auch gar nicht sein. Das Ganze Treffen mit dem Butler, der Kampf, ja, der gesamte Ausflug in die Villa waren in Wahrheit Bestandteil einer geschickten Finte Lady Cordellia Ravus'. Sie hat Diebe aus allen Landen in ihr Anwesen locken wollen, die ihr dabei helfen sollten, die übrigen Drachensteine zu finden und auf diesem Weg ihren Familienschatz wieder zu komplettieren.

Durch einen zweifelhaften Schwur unter Dieben wird Therion dazu verpflichtet, sich der Sache anzunehmen. Gemeinsam mit Alfyn verlässt er Fellsfall zumindest vorübergehend endgültig. Gemeinsam mit Alfyn? Ja, richtig gelesen. Alfyn war die ganze Zeit mit dabei, hat aber in keinster Weise Einfluss auf die Handlung genommen. Das ist das Besondere an Octopaths Storystruktur. Es werden im Prinzip 8 Kurzgeschichten erzählt, verbunden in einem Sammelband. Wenn ein Charakter spricht, wörtlich und im übertragenen Sinne, schweigen die anderen. Das ist zunächst etwas ungewöhnlich, allerdings gleichzeitig eine interessante Art des Storytelling.

Ich für meinen Teil freue mich darauf, weitere Gefährten und ihre Geschichten kennenzulernen. Wir machen uns auf den Weg nach Südosten, um Primrose, die Tänzerin zu treffen.