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Tagebuch der 8samkeit, Eintrag #1: Giftiger Anfang

13. Juli 2018 - Lesezeit: 4 Minuten

Die Geschichte des Apothekers Alfyn startet im idyllischen Örtchen Klarach, ein Kuhkaff im wörtlichen und metaphorischen Sinne. Hier ist die Welt noch in Ordnung, das Dorf hat kaum mehr als eine Handvoll Einwohner, exakt 3 Kühe und ein kleines Stück Wald im Hinterland.

Einer der Bürger, der alte Mann Alek, liegt schwer hustend in seinem Bett und wird von Alfyn mit lindernder Medizin versorgt, begleitet bei allem von den sorgenvollen Blicken seiner Enkelin. Sofort springt mir der entwaffnende Charme des Spiels erneut direkt ins Gesicht. Nach kurzen, voll vertonten Dialogen verständigen sich die Akteure mit drolligen Lauten und Seufzern. Ihre Oooohs, Hehehes und Aaahs erinnern mich sofort an Zelda und ich gehe dem Spiel weiter ins Netz.

Der Husten bessert sich bald und der zufriedene Alfyn besucht auf dem Weg nach Hause den Friedhof. Stolz berichtet er seiner verstorbenen Mutter von seinen Erfolgen. Ja, da klopft es an die Türen meines Kopfes, das Klischee. Ein idealistischer Protagonist mit verstorbenen Eltern, der nichts anderes tun möchte, als anderen zu helfen. Gleichzeitig finde ich es begrüßenswert, das auf andere JRPG Topoi (noch) verzichtet wird. Alfyn möchte sich nicht rächen, seine Mutter scheint nicht umgebracht oder das halbe Dorf vor kurzem abgebrannt worden zu sein. Sie ist tot und das anscheinend schon seit Jahren. Alle haben ihren Frieden damit gemacht.

Hungrig auf die neue Spielewelt übernehme ich die Kontrolle über den Apotheker und erkunde das Dorf. Inn, Item- und Waffenladen, einige versteckte Schatztruhen mit Heilkräutern und Gegengift, alles ist hier und fühlt sich sofort vertraut an. Optisch bleibt das Ganze unverschämt hübsch, mit tollen HD Effekten für Sonne und Wasser und klassischer Spriteart.

Ich spreche alle NPCs an, die mir etwas zu erzählen haben und dank Alfyns Spezialfähigkeit gelingt es sogar, das ein oder andere "Geheimnis" in Erfahrung zu bringen. Interessant ist dabei die Spannbreite an Informationen. Sie reichen von

Das ist Lily. Sie sieht ihrer Schwester sehr ähnlich. - Wow! Okay, danke -.-

bis hin zu

Dieser alte Mann ist Marylins Vater. Allerdings weiß niemand außer er selbst, dass er nicht ihr leiblicher Vater ist - Ui, das ist schon interessanter.

Gerade, als ich mich darüber aufregen möchte, dass der alte Alek laut seiner Enkelin weiterhin raucht und der Husten wieder da ist, meldet sich die Story zurück. Zeph, der beste Freund von Alfyn informiert ihn geschockt, dass seine kleine Schwester mit Bisswunden am Hals in eine Art Koma gefallen ist. Nach kurzer Recherche ist klar: Sie wurde von einer Schlange angegriffen und mein Job ist es nun, mithilfe des Giftes der Bestie ein Gegenmittel herzustellen.

Auf dem Weg zum Schlangennest durchstreife ich ein kurzes Waldstück, eine recht dankbare Möglichkeit für das Spiel, mir seine Mechaniken nahezubringen. Das Kampfsystem ist schnell, intuitiv und spaßig, auch wenn ich persönlich kein Fan von Zufallskämpfen bin ( Pokémon bildet hierbei die Ausnahme =) ). Nachdem ich den Boden mit einigen Kröten und Schnecken gewischt habe und auch der erste Boss, eine goldene Riesenviper, zuckend zu meinen Füßen liegt, geht es zurück ins Dorf.

Die Sache geht (natürlich) gut aus. Zephs Schwester kommt wieder zu sich, alle sind außer sich vor Erleichterung und der bescheidene Alfyn ist der Held des Tages. In der Nacht kommen ihm jedoch die Zweifel. Er hört den Ruf der Wildnis, möchte die Welt bereisen und Menschen überall im Reich helfen. So erzählt er das auch am nächsten Morgen seinem besten Freund, der ihn per Rückblende bereitwillig daran erinnert, dass eine Weltreise schon immer seine Bestimmung war. Schließlich wurde er als Kind von einem geheimnisvollen Fremden durch dessen Arznei vor dem sicheren Tod bewahrt. Seit dem wollte Alfyn selbst Menschen retten und von Ort zu Ort wandern.

Ihr habt es schon gemerkt, wie sind zurück im Klischeeland. Wenn der geheimnisvolle Fremde sich als Alfyns Vater entpuppt, esse ich freiwillig ne Portion Rosenkohl. Egal! An diesem Punkt beginnt die wahre Reise des Apothekers und damit auch meine, als Puppenspieler hinter allem.

Die Einführung hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen, ich freue mich auf die achtpfadige Reise ;)